Gebrauchtwagenkauf: Wie erkennt man ein gestohlenes Auto?
Heute erzähle ich dir eine unglaubliche Geschichte, die einen Freund von mir vor langer Zeit einmal passiert ist: Er hatte irrtümlicherweise ein gestohlenes Auto gekauft. Damit hat er sich eine Menge Ärger und Verluste eingehandelt. Ich erkläre dir in diesem Beitrag, wie Du solche Situationen zuverlässig vermeiden kannst.
Geklautes Auto gekauft: Eine Unterschrift vom Desaster entfernt
Stell dir vor, Du kaufst ein neues Haus. Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags fährst Du sofort zu Ikea und kaufst von Küche bis Quietscheentchen alles, was dein neues trautes Heim begehrt. Kaum, dass Du dich eingerichtet hast, klingelt es an der Tür. Ein aufgebrachtes Ehepaar steht vor der Tür – die Polizei im Schlepptau.
Was Du denn in ihrem Haus verloren hättest? Du antwortest überrascht und doch mit einem Gewissen so rein wieder dein perwollgewaschener Cocooning Bademantel, dass Du das Haus rechtmäßig erworben hättest. Schnell stellt sich heraus: Der vermeintliche Verkäufer war gar nicht der Eigentümer des Hauses. Er hat dich betrogen. Das Haus gehört nicht dir. Das Geld, dass Du bezahlt hast, ist ebenso über alle sieben Berge und Zwerge hinweg wie der falsche Eigentümer.
Glücklicherweise kann dies beim Hauskauf nicht passieren, weil hier auch das Grundbuchamt und der Notar ein Wörtchen mitzureden haben. Bei einem Autokauf kann es sich jedoch genauso ereignen, wenn Du einige Grundregeln missachtest. Nachdem Du ein geklautes Auto gekauft hast, verlierst Du nicht nur den gesamten Kaufpreis. Auch rechtliche Konsequenzen sind nicht ausgeschlossen.
Wenn Du ein gestohlenes Fahrzeug gekauft hast, hast Du es gar nicht wirklich gekauft. Verwirrend, aber wahr! Verkaufen kann es nämlich nur der Eigentümer – und der war am vermeintlichen Verkauf gar nicht beteiligt. Deshalb musst Du das Auto an den rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben.
Rechtlich gesehen bist Du zudem im Besitz von Diebesgut. Welche die Konsequenzen dies für dich hat, hängt vom Einzelfall ab. Wenn Du nicht vom redlichen Autokäufer zum zumindest Beinahe-Autohehler werden möchtest, solltest Du genau hinsehen.
Achte auf eine sichere Abwicklung
Wenn Du auf eine sichere Abwicklung des gesamten Kaufs bestehst und auf Details achtest, kannst Du häufig gestohlene Autos erkennen, bevor Du fatalerweise kaufst. Dies beginnt bei der Vereinbarung des ersten Treffens mit dem Verkäufer. Lass dich nicht auf Parkplätze oder Raststätten ein, sondern suche den Verkäufer an seiner Adresse auf. Lass dir den Fahrzeugschein zeigen. Der Verkäufer sollte dort als Halter eingetragen sein.
Dein Gegenüber hat leider die Papiere vergessen? Dann solltest Du dasselbe mit dem Autokauf tun!
Zur Abwicklung gehört auch die Zahlungsmethode. Wenn Du den Nervenkitzel liebst, kannst Du Barzahlung per Vorkasse vereinbaren. Falls sich hinterher herausstellt, dass Du ein geklautes Auto gekauft hast, gibt es nicht einmal ein Bankkonto, auf das das Geld geflossen ist. Mit Bargeld machst Du es Betrügern besonders leicht.
Die bessere Variante: Vereinbare einen Kaufvertrag, in dem der Name des Verkäufers vermerkt ist (und mit dem Namen im Fahrzeugschein übereinstimmt). Anschließend überweist Du den vereinbarten Kaufbetrag auf ein Konto des Verkäufers. Ein Tipp: Mit Echtzeitüberweisung ist dies mittlerweile auch ohne Wartezeit möglich.
Zu schön um wahr zu sein? Vorsicht!
Auch am Preis lassen sich gestohlene Autos erkennen. Jedenfalls solltest Du bei sehr günstigen Preisen stutzig werden. Einerseits ist möglich, dass der Verkäufer dir etwas über die Historie des Fahrzeugs verschweigt. Dann hättest Du zwar kein geklautes Auto gekauft, dafür aber ein schlechtes. Andererseits ist auch möglich, dass der Verkäufer besonders günstige …ähem… „Einkaufskonditionen“ realisieren konnte.
Vorsicht: Ist der Preis auffällig günstig, könnte dir dies im Nachgang bei juristischen Auseinandersetzungen zum Verhängnis werden. Schließlich ist bei einem Angebot deutlich unter Marktwert offensichtlich, dass etwas nicht stimmt. Außerdem erzielst Du durch die Annahme eines solchen Angebotes einen Vorteil aus dem vorherigen Diebstahl.
Fahrzeughistorie konsequent überprüfen
Anhand der Fahrzeughistorie kannst Du ein geklautes Auto erkennen. Konzentriere dich hier auf die VIN (Vehikel Identification Number). Diese ist in Deutschland auch als Fahrgestellnummer bekannt. Es handelt sich um eine eindeutige Zuordnung für alle Arten von Fahrzeugen. Mit dieser Nummer kannst Du über dienste wie zum Beispiel CarVertical die Fahrzeughistorie überprüfen.
Die Fahrzeughistorie ist eine Art Register über frühere Unfallschäden und in der Vergangenheit dokumentierte Kilometerstände. Du kannst in dem VIN Bericht auch ältere Fotos sehen und nachvollziehen, wie viele Personen das Fahrzeug vor Dir gehalten haben. Ebenfalls informiert wirst Du über registrierte Diebstähle.
Bei seriösen diensten wie CarVertical sind die Berichte fälschungssicher und damit ein echtes Pfund bei der Informationsbeschaffung über Gebrauchtwagen. Anhand der Berichte kannst Du möglicherweise gestohlene Autos erkennen und betrügerischen Anbietern aus dem Weg gehen.
Die Polizei, Dein Freund und Helfer!
Wenn Du ein geklautes Auto gekauft hast, steht die Polizei möglicherweise bald vor deiner Tür. Du kannst dem Besuch jedoch auch zuvorkommen und den fatalen Fehler vermeiden.
Hast Du Zweifel an dem rechtmäßigen Eigentum des Verkäufers am Fahrzeug, kannst Du ihm einen einfachen Vorschlag unterbreiten: Einen gemeinsamen Besuch bei der Polizei. Der Verkäufer soll dazu die Fahrzeugpapiere und seinen Personalausweis bereithalten.
Lässt sich der Verkäufer darauf ein, kann die Polizei anhand der Fahrgestellnummer nach gemeldeten Diebstählen suchen und auch prüfen, ob die Fahrgestellnummer möglicherweise verändert wurde.
Vielleicht kann der Verkäufer deine Zweifel bei der Polizei ausräumen. Vielleicht fällt ihm auch ein, dass er eigentlich dringend verreisen wollte, seine Großmutter plötzlich erkrankt ist o. Ä.
Räume Unstimmigkeiten aus dem Weg
Wie erkennt man ein gestohlenes Auto? Anhand der obigen Punkte solltest Du unseriöse Angebote bereits weitgehend herausfiltern können. 100-prozentige Sicherheit gibt es jedoch nie. Schließlich ist zum Beispiel denkbar, dass der rechtmäßige Eigentümer noch gar nichts vom Verlust seines Fahrzeugs weiß und dies deshalb auch noch in keiner Datenbank vermerkt ist.
Auch dies sollte kein Problem sein, wenn Du die Daten des Verkäufers mit den Daten der Fahrzeugpapiere abgleichst. Allerdings kann selbst dann bereits ein gefälschter Ausweis reichen, um Dich in falscher Sicherheit zu wiegen.
Es gibt jedoch noch einige weitere Indizien dafür, dass ein Angebot einen Haken hat.
- Die Fahrgestellnummer ist nicht eindeutig oder weist Anzeichen für Manipulation auf (zum Beispiel Verwischungen oder Beschädigungen)
- In den Fensterscheiben sind unterschiedliche Seriennummer zu sehen
- Der Verkäufer kann den Autoschlüssel und/oder den Ersatzschlüssel nicht vorlegen
- Der vermeintliche Besitzer kann nur lückenhafte Dokumente vorlegen. Idealerweise gibt es vom Kaufbeleg über die Zulassung bis hin zum Serviceheft und zur Versicherung alle Belege.
- Dem Verkäufer ist vor allem wichtig, dass er schnell Bargeld erhält.
Gestohlenes Auto gekauft: Was nun?
Wenn Du – egal ob mit oder ohne Hilfe der Polizei – erfährst, dass Du ein geklautes Auto gekauft hast, ist schnelles und richtiges Handeln wichtig. Besorge dir rechtliche Unterstützung und schildere der Polizei die Sachlage. Erstatte selbst eine Anzeige wegen Betrugs.
Fazit
Wenn Du ein geklautes Auto gekauft hast, drohen dir herbe finanzielle Verluste und im schlimmsten Fall auch noch juristischer Ärger. Vermeide dieses Desaster deshalb, indem Du die Fahrzeughistorie überprüfst, auf eine saubere Abwicklung achtest und bei Auffälligkeiten misstrauisch wirst.